Paten zu Besuch im Hope Home

Unsere Weltherz-Patin Daniela aus Würzburg hat zusammen mit Freund und Bruder ihrem Patenkind Noreen einen Besuch in Tansania abgestattet und berichtet von ihren Erlebnissen:

Lange habe ich nach einer Organisation gesucht, bei der ich sicher sein kann, dass meine Spenden auch wirklich vor Ort ankommen. Durch Vorstandsmitglied Vanessa wurde ich auf Weltherz e.V. aufmerksam und seit März 2019 bin ich Patin von der kleinen Noreen. Seit einiger Zeit lebt sie als Jüngste im Hope Home Waisenhaus und wickelt mit ihrer bezaubernden Art alle um den Finger 🙂 Schon als ich den Antrag für die Patenschaft abgeschickt habe, entstand bei mir der Wunsch, Noreen und die anderen Kinder persönlich kennen zu lernen. Ein halbes Jahr später wird der Plan konkret: Am 18. Dezember sitze ich mit meinem Freund und meinem Bruder im Flieger nach Tansania.

Im Waisenhaus angekommen werden wir unfassbar herzlich empfangen und ganz schnell ein Teil der großen Hope Home Familie. Die Kids und auch die beiden Betreiber Sarah und Joseph tun alles dafür, dass wir uns in den fünf Tagen wie zu Hause fühlen. Jedes der Kinder hat ein schlimmes Schicksal und obwohl sie viele Gründe hätten, wütend und traurig zu sein, sind sie so liebevoll und herzlich wie ich es niemals zuvor erlebt habe. In die strahlenden Gesichter der Kinder zu blicken, erfüllt mich mit unfassbar viel Freude.

Weihnachten wird vorverlegt

Im Gepäck haben wir Briefe von den Paten aus Deutschland, Süßigkeiten, jede Menge Kleidung und Spielsachen. Bis zum 24. Dezember können es die Kinder natürlich nicht abwarten – also ziehen wir die Bescherung kurzerhand vor. Die Freude ist riesengroß und als Dank tragen uns alle gemeinsam ein Lied vor. Nach dem Auspacken geht es sofort los mit Puzzeln und Memory.

Christening Party

Ganz besonders ist für uns auch die Christening Zeremonie, an der wir teilhaben dürfen. Drei Kinder (etwa zwölf Jahre) aus der Umgebung werden nach einer bestandenen Prüfung offiziell in die christliche Kirche aufgenommen. Für diesen Anlass werden alle Kinder aus dem Hope Home extra gewaschen, eingecremt und tragen wunderschöne Kleider. Mit Tuk Tuks fahren wir übereinander gestapelt zur Kirche, wo die mehrstündige Zeremonie im Freien unter einem bunt geschmückten Pavillon stattfindet. Es wird gesungen, laut gepredigt und getanzt. Nach dem offiziellen Teil knallen die Sektkorken und ein am Stück gegrillter Geißbock wird serviert. Traditionell müssen die Kinder ihre Eltern füttern, bevor für alle das Buffet eröffnet wird. Dieser Kirchenbesuch ist für uns eine völlig neue Erfahrung und ist beispielsweise mit der Kommunion in Deutschland kaum zu vergleichen.

Schwimmbadbesuch auf Umwegen

Der Besuch im Schwimmbad ist für die Kinder des Hope Home mit Abstand das größte Highlight, da der letzte Besuch bereits sechs Monate zurückliegt. Bis wir dort ankommen, vergeht aber eine halbe Ewigkeit und auch ein paar Tränchen werden vergossen. Mit dem ersten Schwung (zu zehnt) machen wir uns in einem geliehenen Auto auf den Weg zum einzigen Schwimmbad im Ort. Dort angekommen stehen wir vor verschlossenem Tor – Bakterienbefall. Voller Erwartungen schauen uns die Kinder an, sodass wir kurzerhand einen Minibus mieten und mit der ganzen Meute ins 30 Kilometer entfernte Moshi fahren. Aber auch dort ist das Schwimmbad geschlossen – wegen Renovierungsarbeiten. Als wir beim nächsten Versuch wieder nicht eingelassen werden, weil wir zu viele sind, schauen wir in 40 enttäuschte Kinderaugen und ich muss ordentlich mit den Tränen kämpfen.

Erst beim vierten Anlauf haben wir Glück. Da es nicht genügend Badesachen für alle gibt, springen viele der Kids in Unterwäsche ins Wasser. Als einer der kleinen Jungs merkt, dass für ihn keine Badehose übrig ist, zieht er sich mit Tränen in den Augen wieder an. Aber Not macht bekanntlich erfinderisch und Patrick funktioniert schnell seine Boxershorts zur Badehose um. Da wir auch zu wenige Schwimmflügel haben und nur wenige der Kinder Schwimmen können, hält jeder von uns teilweise bis zu drei gleichzeitig im Arm. Trotz Startschwierigkeiten haben am Ende alle unfassbar viel Spaß und ich bin happy, dass noch alles gut ausgegangen ist.

Renovierungsarbeiten im Hope Home

Außer Zeit mit den Kindern zu verbringen, wollen wir natürlich auch Sarah und Joseph unterstützen und ihnen etwas Gutes tun. Schon nach unserer Ankunft stellen wir fest, dass viele der Betten und Matratzen in schlechtem Zustand sind und die Moskitonetze riesige Löcher haben. Wir schreiben eine Einkaufsliste und stürzen uns ins Getümmel. Einkaufen in Boma ist ein Abenteuer für sich und man muss sehr viel Zeit und Geduld dafür einplanen – ganz nach dem tansanischen Motto „polepole“, was so viel wie langsam, langsam bedeutet (einmal sind wir zum Metzger gelaufen und waren insgesamt 1,5 Stunden unterwegs). Zurück im Waisenhaus bringen wir Raum für Raum auf Vordermann und werden dabei fleißig von den Kindern unterstützt. Patrick und Christian bessern außerdem die Wasserstelle im Hof aus und legen mit Steinen einen Weg zum Haus. Jetzt kann man diese auch bei Regen erreichen, ohne durch tiefe Pfützen zu stapfen. Selbst die Kleinen wollen unbedingt helfen und schleppen teilweise riesige Steine bei. Währenddessen habe ich mit den Älteren gekocht und dabei noch richtig viel gelernt.

Nach fünf wundervollen aber auch bewegenden Tagen können wir mit Sicherheit sagen, dass uns die Reise nach Boma Ngómbe die Augen geöffnet hat. Einmal mehr sind wir dankbar für die kleinen Dinge im Leben, wissen unser Essen, sauberes Wasser und eine Matratze, auf der wir schlafen können, zu schätzen. Und vor allem sind wir dankbar für unsere Gesundheit und unsere Familien. Wir hoffen noch lange von dieser Erfahrung zehren zu können und ein bisschen von der Leichtigkeit der Kinder in unseren Alltag zu integrieren. Das afrikanische Sprichwort „Hakuna Matata“ (keine Probleme/Sorgen) hat auf dieser Reise nochmal eine ganz andere Bedeutung für uns bekommen.

 

 

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