Home Schooling im Hope Home: Corona in Tansania

 

Das sogenannte Coronavirus Sars-CoV-2, das die Lungenkrankheit Covid-19 auslöst, macht auch vor Tansania nicht Halt. Über 480 Infizierte meldet die WHO am 2. Mai, bisher sind 17 Personen an der Infektion gestorben. Zu beachten ist bei diesen Werten die vergleichsweise niedrige Zahl an durchgeführten Tests. In ganz Afrika sind über 25.000 Infektionen und mehr als 1.100 Todesfälle bekannt. Herausfordernd ist neben der geringen Zahl an Testkits auch die Versorgung mit Schutzausrüstung wie Gesichtsmasken. Aufgrund von Firmenspenden können jetzt zwei Unternehmen in Daressalam in die Produktion einsteigen und monatlich 3,5 Millionen Masken herstellen.

Laut Friedrich Ebert Stiftung rief die tansanische Regierung mit der offiziellen Bestätigung der ersten Corona-Infizierten am 16. März zu „Social distancing“ auf und erließ mehrere Maßnahmen zur Eindämmung des Virus:

– Verbot öffentlicher Veranstaltungen und Schließung von Bildungseinrichtungen wie Schulen und Universitäten für 30 Tage; diese Regelung wurde bis auf weiteres verlängert

– Begrenzung der Höchstzahl an Passagieren in den „Daladalas“, dem primären Fortbewegungsmittel in der Stadt und auf dem Land;

– verschärfte Hygienevorschriften und Handwaschpflicht

Weiterhin gestattet sind Gottesdienste und Gebete in der Moschee. Mundschutz wird landesweit noch nicht vorgeschrieben. Der Premier forderte jedoch alle Tansanier auf, zu Hause zu bleiben und alle unnötigen Aktivitäten außerhalb des Hauses zu unterlassen. Städte wie Daressalam haben die geltenden Beschlüsse teilweise drastisch verschärft.

Home Schooling im Hope Home

Auch Sarah und Joseph und die Kinder des Hope Home sind bereits seit einigen Wochen Zuhause. Weltherz hat mit genügend Vorlauf ausreichend Geldmittel zur Verfügung gestellt, sodass das Hope Home sich für die nächsten Monate mit Nahrungsmitteln und Hygieneprodukten versorgen konnte. Auch Masken und Desinfektionsmittel sind vorhanden. Wir von Weltherz beobachten die weitere Entwicklung natürlich genau und sind ständig mit Sarah und Joseph im Austausch, um bei Bedarf noch weitere Mittel zur Verfügung zu stellen.

Bei dieser Gelegenheit möchten wir uns ganz herzlich bei Weltherz-Patin Steffi bedanken, die aktuell Schutzmasken näht und den Verkaufserlös an Weltherz und das Hope Home spendet.

Da die Schulen in Tansania geschlossen sind, werden die schulpflichtigen Kinder aktuell per Whatsapp mit Aufgaben versorgt, die sie im Hope Home erledigen müssen. Auch Prüfungen müssen sie dort ableisten. So haben kürzlich beispielsweise Derrick, Maya und Lydia ihre Halbjahresprüfungen geschrieben.

Viele Privatschulen, die sich ausschließlich aus Schulgebühren finanzieren, stehen wegen der Schulschließungen vor großen Problemen. Deshalb haben einige Träger die Regierung um finanzielle Unterstützung gebeten. Sie stießen jedoch bisher auf Ablehnung: Eine staatliche Förderung von Privatschulen sei nicht vorgesehen, man hätte mit einer entsprechenden Versicherung außerdem für derartige Situationen vorsorgen können.


Friedrich Ebert Stiftung: Tansania zwischen Wirtschaftsinteressen und Corona

Während einige der ostafrikanischen Nachbarstaaten wahlweise Kontaktbeschränkungen und  Ausgangssperren verhängten, wählt Tansania einen deutlich milderen Ansatz. Präsident Magufuli sagte, man werde sich durch das Virus nicht vom Pfad der wirtschaftlichen Entwicklung abbringen lassen. Die wirtschaftliche Industrialisierung bleibt das Kernelement und politische Versprechen Magufulis, der sich im Oktober der Wiederwahl stellt. Der Tourismus, einer der zentralen Wirtschafts- und Beschäftigungssektoren, ist eingebrochen und wird sich angesichts der globalen Lage zumindest in diesem Jahr kaum erholen. Härtere politische Maßnahmen würden die wirtschaftliche Situation zusätzlich verschärfen. Außerdem ist die Bevölkerung außerordentlich jung – die Hälfte ist unter 18 – was wesentlich in die Risikobewertung durch die Regierung und deren Abwägung weiterer Maßnahmen einfließt.

Über das Krisenmanagement der Regierung hinaus sind die gesellschaftlichen und sozialen Auswirkungen zu bedenken. Rund 85 Prozent der arbeitenden Bevölkerung in Tansania verdient den Lebensunterhalt ihres Haushalts als Tagelöhner und Kleinsthändler ohne jegliche Rücklagen und soziale Absicherung – eine Zwickmühle: Beschließt die Regierung Kontakt- und Ausgangssperren und setzt diese rigoros durch, werden sie ihrer Lebensgrundlage beraubt. Bleiben derlei Maßnahmen aus, sind sie durch unzureichende Fließwasserversorgung in dicht besiedelten Gebieten und fehlende oder unerschwingliche Schutzbekleidung einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt.

Tansania fällt nicht unter den Corona-Schuldenerlass des IWF

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat 25 der weltweit ärmsten Länder wegen der Corona-Krise einen Teil ihrer Schulden erlassen. In den kommenden sechs Monaten brauchen sie ihre Schulden beim IWF nicht zurückzahlen. Für diese Maßnahme wurden 500 Millionen Dollar aus dem neuen Katastrophenfonds des IWF zur Verfügung gestellt. Im Gegensatz zu Ländern wie den Komoren, Malawi, Mosambik und Ruanda gehört Tansania jedoch nicht zu den betroffenen Ländern.

Nach Angaben des französischen Botschafters in Daressalam will Frankreich die afrikanischen Länder, darunter auch Tansania, mit 1,2 Mrd. EUR im Kampf gegen das Coronavirus und die ökonomischen Folgeschäden unterstützen. Auch die Europäische Union, die Vereinten Nationen und die Afrikanische Entwicklungsbank wollen Gelder für die Region zur Verfügung stellen.

 

Aktuelle Nachrichten zur Corona-Lage in Tansania unter: https://www.bagamoyo.com/index.php?id=907

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