Josephs und Sarahs kurze Lebensgeschichte

erzählt von Joseph Erasto

Sarah und Joseph - die Betreiber des „Ich stamme aus Tansania und wurde von meiner alleinerziehenden Mutter groß gezogen, nachdem mein Vater unsere Familie verlassen hatte. Meine Mutter arbeitete auf einer Farm und sorgte sehr liebevoll für uns, bis sie an Tuberkulose starb. Ich war damals 12 Jahre alt und blieb alleine mit meinem 14-jährigen Bruder zurück. Wir wurden von einer unserer Tanten aufgenommen, die leider Alkoholprobleme hatte und uns schwer misshandelte. Um dem Missbrauch zu entgehen, flohen mein Bruder und ich als Minderjährige gemeinsam nach Nairobi, Kenia. Dort lebten wir gemeinsam mit anderen obdachlosen Kindern und Jugendlichen auf der Straße und sammelten tagsüber Flaschen und Dosen zum Recyclen und Verkauf auf dem Markt. Trotzdem hatten wir meist großen Hunger. In den anderen obdachlosen Kindern hatte ich eine Familie und Verbündete gefunden. Ich trennte mich von meinem Bruder und wanderte ziellos durch die Straßen und Städte. Bildung interessierte mich nicht, da ich gelernt hatte, für mich selbst zu sorgen. Eines Tages, als ich auf einem neuen Markt nahe der tansanischen Grenze Handel betrieb, lernte ich Sarah kennen und wir verstanden uns sofort sehr gut. Sie verkaufte „Second-Hand“-Kleidung und ich half ihr fortan gegen ein kleines Entgelt täglich beim Transport ihrer Waren. Mit der Zeit wurden wir Freunde.

Sarahs großer Wunsch war es, die Schule zu besuchen. Sie erzählte mir, dass ihr Stiefvater sich weigerte, ihr das zu ermöglichen. Er hielt es für Zeitverschwendung, ein Mädchen zu unterrichten und ihre Mutter hatte nicht genügend Geld für die Schulgebühren. Stattdessen musste Sarah für ihre beiden jüngeren Brüder sorgen, da sie andernfalls den Zorn ihres Stiefvaters zu spüren bekam. Nach einigen Jahren unserer Freundschaft musste Sarah, die selbst auch aus Tansania stammt, nach Hause zurückkehren, nachdem ihre beiden Brüder die Sekundärschule in Kenia abgeschlossen hatten. Da sie die einzige Person war, die mir wirklich nahe stand, folgte ich ihr nach Arusha. Ich sehnte mich wieder nach einer Familie und vertrauten Umgebung und war dankbar, dass ich fortan bei Sarahs Familie leben durfte. Während ich bei ihnen als „Hausmeister“ tätig war, ging Sarah jeden Tag zum Markt. Dorthin begleitete ich sie weiterhin täglich und konnte beobachten, wie gut sie zu den Kindern war und wie fürsorglich sie mit ihnen umging. Jeden Tag kamen kleine, obdachlose Kinder auf Sarah zu und baten sie um Hilfe. Sie kaufte ihnen Essen und gab ihnen Kleidung zum Anziehen. Mit ihrem letzten Geld ermöglichte sie mir einen Englischkurs

Von der Pflegefamilie zu Waisenhaus-Betreibern: Das Hope Home entsteht

Als wir im Jahr 2008 eines Tages zwei kleine Kinder auffanden, die unter einer Bank schliefen, brachten wir sie zur nächstgelegenen Polizeistation. Ein Sozialarbeiter bat uns, die Kinder temporär aufzunehmen, bis sie ihre Eltern wiederfinden würden. Niemand kam und suchte nach den beiden, so blieben sie weiterhin in unserer Obhut. Sarah entschied sich, eine kleine Vorschule für benachteiligte Kinder zu eröffnen und die meisten der Kinder, die wir von unseren Tagen auf dem Markt kannten, kamen zur Schule. Zu diesem Zeitpunkt war Sarah schwanger mit ihrem ersten Sohn David. Davids Vater leugnete die Vaterschaft und Sarahs Stiefvater warf uns aus dem Haus der Familie. Mit unserem letzten Geld mieteten wir ein kleines Zwei-Zimmer-Haus, in dem wir 25 Straßenkinder aufnahmen. Ich nahm einen Job an, um Geld zu verdienen und einen Lehrer für die Kinder zu bezahlen. Sarah ging von Kirche zu Kirche und von Organisation zu Organisation, um nach Unterstützung durch Lebensmittel und für die Miete zu bitten. Da wir uns nun mit all den Kindern wie eine Familie fühlten, entschieden wir uns, als Paar zu leben. Nur so erhielten wir die Erlaubnis der Regierung zur Pflege der Kinder, die sonst wieder auf die Straße zurück gemusst hätte.

Hope Home - Sarah und Joseph mit Kindern David, Pastor und MayaDa uns häufig das nötige Geld für die Miete fehlte, waren wir in den Folgejahren mehrfach gezwungen, mit allen 25 Kindern umzuziehen. Gemeinsam mit Sozialarbeitern vereinbarten wir deshalb, Pflegefamilien für einen Großteil der Waisenkinder zu finden und diese, wenn möglich, finanziell beim Erwerb von Schuluniformen und -materialien zu unterstützen. Trotzdem passiert es häufig, dass die Kinder wegen der schwierigen Lebensbedingungen in den Pflegefamilien zu uns zurückkehren müssen.

Mittlerweile leben Sarah und ich glücklich und verliebt als Paar mit David, Sarahs Sohn, und unseren beiden gemeinsamen Kindern Pastor Joseph und Maya zusammen und betreiben das Waisenhaus „Hope Home“. Wir sorgen und kümmern uns um die Waisen und Halbwaisen, die unsere Hilfe brauchen. Mit den Kindern leben wir gemeinsam unter einem Dach. So sind wir eine große Familie, in der rund um die Uhr ein buntes Treiben und viel Trubel herrscht. Alle Kinder verstehen sich gut, geben einander Halt und aufeinander acht, und unterstützen uns im Haushalt, wann und wo sie können. Unser größtes Bemühen besteht darin, jedem Kind den Besuch einer Schule und eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Wir sind sehr gläubige Christen und erziehen die Kinder im Glauben, der uns und ihnen Halt gibt.“

Zeigen
Verstecken
Datenschutz  |  Impressum  |  Satzung